Wanderung im Wolfstal

Trotz schlechtester Wetterprognosen trafen sich 47 gutgelaunte Wanderinnen und Wanderer zu unserer Märzenbecherwanderung. Die Wanderung begann im Wald beim Aussichtspunkt Sauhag. Ein eisig kalter Wind sorgte zwar für kalte Nasen, konnte aber die erhoffte Sicht bis zu den Alpen nicht freiblasen. Immerhin die Hügellandschaft Oberschwabens mit dem markanten Bussen und die Doppeltürme der Klosterkirche von Obermarchtal waren gut zu erkennen.

Bussen SK

Blick auf den Bussen und Kloster Obermarchtal

Weiter ging`s auf schmalem Pfad steil hinab, über das Gewann Mahlstetten und vorbei an schroff aufragenden Felsen Richtung Wolfstal. Ein Rastplatz am Ufer der Lauter beim Info-Zentrum lud ein zur Mittagsrast.

Die Lauter hat sich im Laufe von Jahrmillionen gut 150 m tief in den Jura der Schwäbischen Alb eingegraben. Die steil aufragenden Felsen (sog. Massen­kalke) sind ehemalige Schwammstotzen des Jurameeres. Dazwischen findet man noch die sog. wohlgebankten Kalke, ehemalige Schlammab­lagerungen im Jurameer. Diese sind weniger widerstandsfähig und werden deshalb von Flüssen leichter ausgewaschen. So entstand das Lautertal und das heute trockene Wolfstal. Der im Wasser gelöste Kalk führt im Bereich der unteren Lauter an verschiedenen Stellen zu Sinterablagerungen (sog. Tuffstein). Dieser Sinterkalk war in früheren Zeiten beliebtes Baumaterial. Ein kleines Freilichtmuseum mit einer alten Steinsäge erinnert an den bis in die 50er Jahre betriebenen Tuffsteinabbau.

Ein bequemer Weg führte uns kaum ansteigend aber kurvenreich ins Wolfstal, einem Seitental des Lautertales. Die steilen Felswände vor allem an den Engstellen lassen erahnen, wie vor Jahrtausenden hier das Flusswasser sich seinen Weg gesucht hat. Solche schattigen, feuchten Schluchttäler sind ideale Standorte für Märzenbecher. Wir waren überwältigt von einem Meer von tausenden Märzenbechern. Der botanische Name Leucojum vernum bedeuted etwa „weißes Veilchen im Frühling“. Der Märzenbecher ist eine Zwiebel­pflanze und gehört zur Familie der Narzissengewächse. Die nickenden glockenförmigen Blütenköpfchen haben sechs weiße Blütenblätter mit grüngelben Spitzen; im Schwäbischen werden sie deshalb auch Schnaiglöggle genannt. Märzenbecher wachsen relativ selten und sind streng geschützt. Im Bereich der Schwäbischen Alb sind es besonders Schlucht­wälder oder feuchte Talauen, wo sie dann aber auch massenhaft auftreten können. Eine Besonderheit des Wolfstals ist der äußerst seltene und ebenfalls streng geschützte Zinnoberrote Kelchbecherling, ein Pilz aus der Gruppe der Schlauchpilze. Er wächst am Boden auf vermoderndem Holz und setzt mit seinen etwa 2 – 8 cm großen leuchtenden „Schüsselchen“ sehr schöne Akzente zwischen den Märzenbechern.

MB+KB DS

Märzenbecher und Zinnoberroter Kelchbecherling

Im oberen Teil öffnet sich das Wolfstal zu einem Wiesental und geht dann über in das etwas steilere Tiefental, dem wir bis kurz vor Mundingen folgten. Hier trafen wir auf verschiedene Stationen des Lebenshorizont-Wegs, einem Teil des Ehinger Besinnungweges (www.besinnungswege-ehinger-alb.de). Bei der Gerichtslinde (einer ehemaligen Gerichtsstätte der Grafen von Wartstein im 13. Jhdt) war dann tatsächlich am Horizont die Alpenkette zu erahnen. Über das Landgericht  und den aufgelassenen Weiler Hochdorf ging es schließlich nach Dächingen, dem Endpunkt der Wanderung.

Natürlich gab es auch eine Kurzwanderung. Die Kurzwanderer fuhren mit dem Bus bis Lauterach an die Lautertalhalle. Von dort ging es ein Stück der Lauter entlang durch Lauterach (ca. 600 Ein­wohner, selbständige Gemeinde!) bis zum Info-Zentrum und zur gemeinsamen Mittagsrast, dann ins Wolfstal und auf demselben Weg wieder zurück mit Besuch des Info-Zentrums und Zwischeneinkehr im Schneggahäusle zur Feier des Weltfrauentags.

Kaum im Bus auf der Heimfahrt setzte dann der den ganzen Tag schon befürchtete Regen ein. Glück gehabt!

Wolfstal DS

Im wildromantischen Wolfstal

Lange Bank SK

Auf der „Langen Bank“

Kunstinstallation DS

Kunstinstallation am Besinnungsweg: Enger und weiter Horizont

Wir danken den Wanderführern Elisabeth und Dieter Striebel, Romy und Richard Bastian!

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